
Aleph
Mit diesem Programm präsentieren wir die Auftragskomposition „Alphabet Cantata“ (2024), ein 35-minütiges Werk für Sopran, Violine, Cello und Cembalo von Udi Perlman, das die mystische Bedeutung des hebräischen Alphabets zum Klingen bringt.
Inspiriert wurde das Stück von den „Leçons des ténèbres“ von François Couperin, die sich auf die Klagelieder Jeremias berufen. In diesem biblischen Text, der die Zerstörung des Tempels beweint, ist jedem Absatz einer der Buchstaben des Alphabets vorangestellt, ein Symbol für die Allumfassendheit der Trauer.
Antike kabbalistische Texte wie das Sefer Jetzirah wiederum geben Aufschluss über die tiefere spirituelle Bedeutung des Alphabets, indem sie die Buchstaben mit der Entstehung des Universums in Verbindung setzen.
Abstrakte mathematische Überlegungen werden in diesem Werk in Musik übersetzt, und Fragmente von Couperin wechseln sich ab mit berührenden Meditationen über den Ursprung der Sprache.
Im ersten Teil des Programms sind Werke des französischen Barock zu hören, die als musikalischer Ausgansgpunkt auf die neue Komposition einstimmen.

Verfasserin der
„Erklärung der Rechte der Frau“ von 1791
Egalité
Warum feiern wir Opern und Kantaten der Barockmusik, in denen Frauen auf wenige Stereotype reduziert und nur an ihrem Bezug zu Männern gemessen werden?
Während gesellschaftlich heiße Debatten über Gleichberechtigung und Sexismus toben, bringen wir in der klassischen Musik immer noch haarsträubende Klischees auf die Bühne, und kaum jemanden scheint es zu stören.
Wir fordern Repräsentation und Komplexität, aber zu Werken, in denen Frauen nicht viel mehr übrig bleibt als die eifersüchtige Furie, das naive Dummchen oder die Heilige zu spielen, soll man sich entspannt zurücklehnen.
Muss das so?
Gemeinsam mit der Schauspielerin Alexandra Marisa Wilcke versuchen wir uns an etwas Neuem – einer einstündigen Performance aus Musik und Wort, die mal zum Lachen, mal zum Nachdenken anregt, die mit wunderschönen Klängen erfreut, aber auch schmerzt.
Denn obwohl veraltete Rollenbilder letztlich uns allen schaden, fällt es mitunter schwer, sich davon zu lösen, und manche Parallele zur Gegenwart trifft direkt ins Herz.

Alles jauchzet, alles lacht
Dieses Programm haben wir Georg Friedrich Händel gewidmet.
Als Kosmopolit der er war, hat Händel nicht nur große geographische Distanzen überbrückt, er hat auch in seinem Werk eine große Spanne von beeindruckender Vielfalt geschaffen.
In drei verschiedenen Sprachen lassen wir hören, dass er sich nicht nur auf geistliches, sondern auch auf weltliches Repertoire verstand.
Wo die berühmten „Neun deutschen Arien“ sich in malerischer Bewunderung der Schöpfung ergehen, fühlen wir Theodoras Verzweiflung in dem moralischen Dilemma, das das Oratorium vor uns ausbreitet. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, denn die „Verliebte Seele“ lehrt uns, wie man mit den Fallstricken einer echten Romanze umzugehen hat. Und schließlich wird auch seiner Fertigkeit als Tastenspieler in der anrührenden Suite in B-Dur Rechnung getragen.
Den großen Johann Sebastian Bach lassen wir als Händels Zeitgenossen einen instrumentalen Kommentar liefern, der sowohl Kontemplation als auch Dramatik unterstreicht.

Zu neuen Horizonten
Das Programm „Zu neuen Horizonten“ beleuchtet die vielfältigen Beziehungen zwischen deutschen und italienischen Komponisten im 17. und 18. Jahrhundert.
Ungewöhnlich für die damalige Zeit wagten Künstler sich auf weite Reisen, denn wer sich mit anderen Nationalstilen vertraut machen wollte, musste einen weiten Weg auf sich nehme, um von anderen Meistern zu lernen.
So fand über die Ländergrenzen hinweg ein reger Austausch von Ideen und Inspiration statt. Es bestanden viele enge Freundschaften, aber auch Rivalitäten, und mancher Lebenslauf erstaunt durch abenteuerliche Höhen und Tiefen. Dieses Geflecht lassen wir in einem unterhaltsamen Abend musikalisch wieder aufleben.
Das Programm ist eine Auswahl sehr besonderer, teils wenig bekannter Stücke, die durch Werke bekannterer Komponisten ergänzt werden. Auch die Emotionen kommen nicht zu kurz, denn die Texte der Werke zeugen von großer Dramatik.
Durch unsere Moderation entführen wir die Zuhörer in die Gefühlswelten der damaligen Zeit und lassen sie an einer Reise durch verschiedene europäische Metropolen teilhaben.

Das Lied der Lieder
Dieses Programm beleuchtet drei Arten des Menschen, mit Gott in Verbindung zu treten. Stellvertretend dafür steht je eine Kantate.
In „Singet dem Herrn ein neues Lied“ von Dietrich Buxtehude wird der ungetrübten Freude über die Wunder Gottes Ausdruck verliehen und auf einfache und fröhliche Weise die Größe und Gerechtigkeit des Schöpfers besungen.
Im Kontrast dazu hat Telemann in seiner Kantate einen Text vertont, der den Menschen ermahnt, sich seinem Gott mit Mühe und Arbeit zu verschreiben und sich die Erlösung somit zu verdienen. Ein entbehrungsreiches Dasein, nach dem jedoch, wie in der Arie „Anmutreicher Abendschein“ zu hören, ewige Ruhe und Freude locken.
Wie anders ergeht es der Seele da in Bibers „O dulcis Jesu“! Auf eine sehr sinnliche und körperliche Art, angelehnt an das Hohelied Salomo, wird hier eine Beziehung zwischen Liebenden beschrieben. Jesus tritt sinnbildlich als Bräutigam in Erscheinung, der von seiner Geliebten verzweifelt gesucht wird. Biber hat sehr besondere Wege gefunden, um dieses starke Bild greifbar zu machen, wozu auch die Skordatur der Violine beiträgt.
Ergänzend bieten die Instrumentalwerke Gelegenheit, die besungenen Mysterien nachwirken zu lassen. Die Sonaten, insbesondere die Passacaglia von Biber, schlagen den Bogen von meditativen Momenten zur mitreißenden Energie der großen Instrumentalisten dieser Zeit.
